Josef Kollmann.. Bürgermeister in Neu-Ulm ..
10. Februar 2019
hat viel geschafft.. Lesen SIE bitte die NUZ...
Zwischen April und September 2019 feiert Neu-Ulm sein Jubiläum „150 Jahre Stadterhebung“. Die Neu-Ulmer Zeitung, die heuer 70 wird, tut in den kommenden Monaten ein paar Blicke in die Vergangenheit der Kommune, in ihre Gegenwart und – so weit möglich – in die Zukunft. Heute: Bürgermeister Josef Kollmann.
von Gerrit-R. Ranft
Neu-Ulm Hofrat Josef Anton Kollmann war von 1885 bis 1919 Erster Bürgermeister der jungen Stadt Neu-Ulm. Gut 34 Jahre – so lange wie kein anderer seither – hat er an der Spitze der Verwaltung die Stadt vorangebracht. Dennoch erinnert kaum etwas an ihn. Keine Straße, kein bedeutender Platz, kein Bauwerk trägt seinen Namen. Lediglich der unscheinbare, abseits gelegene „Kollmannspark“ mit dem ausgedienten Wasserturm mitten drin hält ein wenig Erinnerung wach.
Der in Remnatsried bei Stötten am Auerberg – nicht in Rennertsried bei Marktoberdorf, wie Neu-Ulms Stadtchronik von 1994 behauptet – geborene Allgäuer Kollmann hatte in München Rechts- und Staatswissenschaften studiert, zusätzlich Wirtschaftswissenschaften und philosophische Vorlesungen besucht. Er war Stipendiat des „Maximilianeum“, einer von König Maximilian II. gegründeten Stiftung „für bayerische Studierende von hervorragender Begabung“. Ehe Kollmann sich als Bürgermeister nach Neu-Ulm bewarb, war er Verwaltungsjurist im bayerischen Staatsdienst, zuletzt „rechtskundiger Magistratsrat“ bei der Stadt Kaufbeuren.
Kollmann war 29 Jahre alt, als ihn Neu-Ulms Stadtrat am Tag vor Heiligabend 1884 zum Ersten Bürgermeister wählte. Am 10. Februar des folgenden Jahres trat er sein Amt an in einer Stadt, die 7800 Einwohner zählte – einschließlich der Soldaten des Infanterieregiments 12 in der Friedenskaserne. Nur 16 Jahre zuvor erst war Neu-Ulm zur Stadt erhoben worden. Dem Bürgermeister nützte der Titel nicht eben viel. Vermögen, aus dem die junge Stadt hätte schöpfen können, war nicht vorhanden. Mehr noch – Neu-Ulms Situation als Teil der Bundesfestung Ulm und zugleich bayerischer Grenzort zum Königreich Württemberg hemmte seine wirtschaftliche Entwicklung an allen Enden.
Seine vordringliche Aufgabe sah der junge Bürgermeister darin, die Verkehrswege auszubauen. Zwar hatte das „Allgemeine Neu-Ulmer Anzeigeblatt“, Vorläufer der Neu-Ulmer Zeitung , noch 1867 deren Zustand hoch gepriesen. Doch die Ulmer Presse spottete über die „extra schöana Lacha“ in der Stadt.
Schritt für Schritt hat Kollmann die Probleme der jungen Stadt aufgearbeitet. Georg Buck listet in seiner 1911 erschienenen „Chronik der Stadt Neu-Ulm“ auf, wie 1886 das Leichenhaus, 1887 das Krankenhaus, 1888 eine Leihanstalt und ein Armenhaus eröffnet wurden. Zwei Jahre später nahm an der Stelle der heutigen Häuser Brückenstraße 1 bis 3 der städtische Schlachthof seinen Betrieb auf. Einen Erfolg feierte Kollmann am 1. März 1891, als Neu-Ulm in den Kreis der „unmittelbaren Städte Bayerns“ eingereiht wurde, von nun an direkt der Staatsregierung unterstand, nicht mehr dem Bezirksamt. Im Jahr darauf wurde die Städtische Sparkasse gegründet. Am 15. Mai 1897 rollte die Straßenbahn auf ihrer Jungfernfahrt erstmals zwischen den Bahnhöfen Ulm und Neu-Ulm hin und her.
Kollmanns größten Erfolg aber, weil entscheidend für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt, bildet der „Entfestigungsvertrag“ vom 31. August 1906. Nach langen Verhandlungen wurden der Stadt knapp 75 Hektar Festungsgelände überlassen – zum Preis von 860 000 Mark, binnen 22 Jahren zinsfrei an das Königreich Bayern zu entrichten. Ein Vierteljahr später wurde begonnen, die inneren Festungsmauern an Memminger, Schützen- und Wallstraße abzutragen.
Von Beginn seiner Amtszeit an bemühte sich Kollmann um ein gutes Verhältnis zu Ulm. Die Nachbarstadt besaß noch immer riesige Grundstücksflächen südlich der Donau, die ihm trotz des Grenzverlaufs in der Donau geblieben waren. Dem Wachsen Neu-Ulms lagen sie mindestens genauso stark im Wege, wie die Festungswerke die die junge Stadt einschnürten. Am 1. März 1899 schlossen beide Städte ihren „kommunalen Friedensvertrag“. Kollmann konnte daraufhin viel „ulmisch Gebiet“ kaufen, vereinbarte mit der größeren Schwester den Bau der Gänstorbrücke und einen Fußgängersteg über die Donau. Mit den Ulmer Stadtwerken schloss er den Vertrag zur Stromerzeugung über den Illerkanal. Am 1. Januar 1906 setzte er das Kraftwerk Ludwigsfeld in Gang. Schon 1899 hatte der Wasserturm, errichtet auf einem ehemaligen Pulvermagazin der Bundesfestung, den Versorgungsbetrieb aufgenommen.
„Mit unerschöpflicher Arbeitskraft, festem Willen und diplomatischem Geschick“, schreibt Kollmanns Sohn Otmar 1965, „gewann er in kurzer Zeit das Vertrauen der Bürger, der Mitarbeiter im Rathaus und des Stadtrats“. Zum 25-jährigen Dienstjubiläum ehrte Neu-Ulm seinen Bürgermeister mit einem Fackelzug, am folgenden Tag mit einem Bürgerfest, ebenso zum 30-jährigen, das mit Kollmanns 60. Geburtstag zusammenfiel. Ehrenbürger der Stadt wurde er am 12. Juni 1919. Die Einwohnerzahl hatte sich seit seinem Amtsantritt verdoppelt. Schon am 6. Mai 1919 allerdings hatte Kollmann dem Stadtrat seinen beabsichtigten Rücktritt mitgeteilt.
Tief in sein Lebenswerk eingegriffen hat der Erste Weltkrieg. Kollmann litt an den Toten auf den Schlachtfeldern, mit ihren Angehörigen daheim, an der Zukunft, die ihn Schlimmes für die Stadt befürchten ließ. „Zum 1. August 1919 hat ihm der Stadtrat das mit ärztlichem Zeugnis belegte Rücktrittsgesuch genehmigt“, meldete die Ulmer Schwäbische Donauzeitung am 9. Juli. Vier Tage vor seinem 77. Geburtstag ist Josef Kollmann am 21. März 1932 gestorben, in seinen letzten Jahren nahezu erblindet.
Am 15. Mai 1897 rollte die Straßenbahn auf ihrer Jungfernfahrt erstmals zwischen den Bahnhöfen Ulm und Neu-Ulm hin und her. Dieses Bild zeigt die Bahn auf der Brücke zur Insel über die Kleine Donau. Fotos: Stadtarchiv Neu-Ulm/HdGBW/Metz/Chronik Buck; Repros: Gerrit-R. Ranft
Kollmanns größter Erfolg war die „Entfestigung“: Hier ist der Wallabbruch an der heutigen Bahnhofstraße 58 und 60 zu sehen.
Josef Kollmann wurde 1884 zum Bürgermeister in Neu-Ulm gewählt.
Heute erinnert nur noch der Kollmannspark an den früheren Bürgermeister.