RATIOPHARM... es geht besser... der BIO Reaktorbau geht voran...
18. Januar 2019
Lesen SIE bitte die NUZ..
Von Oliver Helmstädter
Ulm Eine der größten Investitionen der Stadtgeschichte hat anderthalb Jahre nach dem Spatenstich beinahe die endgültige Höhe erreicht: Während die letzten Geschosse beim 500-Millionen-Euro-Biotechcenter im Ulmer Donautal noch gebaut werden, wird im unteren Bereich schon die Haustechnik installiert. „Alles ist im grünen Bereich“, sagte Christoph Stoller, der Chef von Teva in Deutschland, dem Mutterkonzern von Ratiopharm, am Rande eines Besuchs von Umweltminister Franz Untersteller.
Zuletzt lief es nicht immer rund für den Konzern: 200 Stellen wurden in Ulm abgebaut, was, wie berichtet, im Rahmen eines Sozialplans ohne Kündigungen, also über Frühverrentungen sowie freiwilliges Ausscheiden, erfolgte. Dieser Stellenabbau sei nun abgeschlossen, heißt es bei Teva.
Wie Stoller betonte, laufe es am Standort Ulm rund: 333 Millionen Packungen Medikamente wurden in Ulm im Jahr 2017 produziert. Und 2018 sei die Produktion in Ulm um sieben Prozent gestiegen. 97 Prozent aller drei Marken, die der Konzern in Deutschland im Angebot hat – Ratiopharm, Teva und ABZ-Pharma – werden in Ulm sowie Weiler (bei Blaubeuren) produziert.
Doch mit nachgeahmten „normalen“ Medikamenten („Generika“) lässt sich immer weniger Geld verdienen. Als zukunftsweisend in vielerlei Hinsicht gilt deswegen das im Bau befindliche Biotech-Center, das bis zu 300 neue Stellen schafft. „Wir haben uns im weltweiten Wettbewerb gegen Standorte wie Irland oder Singapur durchgesetzt“, sagte Hermann Allgaier, der Geschäftsführer bei Teva für Biotech. Für Ulm sprach – neben vorhandener Kompetenz und Infrastruktur – die Lage inmitten eines Schwerpunkts zur Herstellung von Wirkstoffen aus mikrobiellen und tierischen Zellkulturen. Firmen wie Rentschler in Laupheim oder Boehringer in Biberach sind direkte Nachbarn. Aber auch Hersteller wie Vetter in Ravensburg, Roche in Penzberg und Mannheim oder Sanofi in Frankfurt gelten in globalen Maßstäben als „nah“. Dies vereinfache neben einer sehr lebhaften universitären Landschaft die Gewinnung von Mitarbeitern.
Mitte dieses Jahres sollen bereits die ersten Bioreaktoren eingebaut werden, so Allgaier. Diese bis zu 15 000 Liter fassenden Gefäße spielen eine Schlüsselrolle bei der Produktion von bestimmten Antikörpern, die zu neuartigen hochwirksamen Medikamenten führen sollen. In gut einem Jahr soll der Halbe-Milliarde–Bau komplett fertig sein. „Die Inbetriebnahme wird sehr spannend und komplex“, sagt Allgaier. Bis zu zwei weitere Jahre werden deswegen noch vergehen, bis das erste Medikament verbrauchsfertig in der Packung landet. Die Gründe, so Allgaier, seien langwierige Zulassungsverfahren. Beispielsweise müsste vor Verkaufsstart die stabile Lagerfähigkeit der neuen Medikamente nachgewiesen werden.
Mit dem neuen Biotech-Center wird Ulm zur globalen Zentrale des Weltkonzerns in Sachen Biotech. „Dem deutschen Standort der Teva kommt damit eine wichtige strategische Rolle für die Zukunft des Unternehmens zu“, sagte Kåre Schultz, der Teva-Boss bei seinem Besuch in Ulm im vergangenen Herbst.
Teva ist zum Erfolg verdammt, denn der israelische Arzneimittelhersteller rutschte 2017 tief in die Verlustzone, was zu einem weltweiten Stellenabbau führte. Zuletzt gelang aber laut dem Onlineportal Finanznachrichten die Rückkehr in schwarzen Zahlen, und eine zum zweiten Mal angehobene Jahresprognose überraschte Anleger positiv.
Um gute Nachrichten zu überbringen, kam am Donnerstag auch Umweltminister Franz Untersteller ins Donautal: Denn die Ratiopharm-Mutter mit 2700 Beschäftigten (stand Ende 2017) gehört zu den „100 Betrieben für Ressourceneffizienz“, die jetzt in einem Buch verewigt wurden. Klaus Kratzer, der bei Teva für das Thema Ressourcenmanagement zuständig ist, führte den Grünen-Politiker in den „Recyclinghof“ des Weltkonzerns: 4000 Tonnen Abfall fallen jedes Jahr bei Ratiopharm-Teva an. Und davon würden 95 Prozent wiederverwertet. Basis der Arbeit von Kratzer und seinen Mitarbeitern ist die sortenreine Trennung: Blisterpackungen in die eine Tonne, Folien in die andere. 500 000 Euro setzt das Unternehmen im Jahr mit dem Wiederverkauf der Rohstoffe um. Damit werde sogar nach Abzug aller Kosten ein Gewinn erzielt. Dafür gab’s viel Lob vom Minister: „Teva ist hier ein wahrer Leuchtturm.“
Dies ist die Baustelle der größten Investition in der Region seit langer Zeit: 500 Millionen Euro investiert der israelische Konzern Teva in den Bau einer neuen Biotechanlage im Ulmer Donautal. Fotos: Oliver Helmstädter
Sortenrein gebündelt werden bei Teva-Ratiopharm im Ulmer Donautal die Abfälle. Im Vordergrund: von Salben entleerte Tuben.