So macht Schule Spass...
10. April 2019
Lesen SIE bitte die SWP..
Kollege Roboter und die Zahnbürsten
Bildung Hat Digitalisierung etwas in Kindergarten und Grundschule zu suchen? Unbedingt, meint Prof. Markus Stäuble. Für seine Projekte ist er ausgezeichnet worden. Von Beate Rose
Turboversion des Zahnbürstenroboters: Ein Schuhbürste, die in der AG von Markus Stäuble zum Roboter umgebaut wird. Simon muss aufpassen, dass die Bürste nicht vom Tisch saust.
⇥Foto: Lars Schwerdtfeger
iemand muss sich vor Robotern und Digitalisierung fürchten, sagt Markus Stäuble (43). Er hat technische Informatik in Ulm studiert, lehrt als Professor in München an der Hochschule zum Thema Medieninformatik im Studiengang Druck- und Medientechnik und ist Vater von drei Kindern. Er sagt: „Ich bin überzeugt, dass unsere Kinder Roboter als Kollegen haben werden.“
Deswegen hat er den „Kollegen Roboter“ entwickelt, für Kinder im Vorschulalter. Grundschulkinder können in Stäubles Roboterkursen etwas über Technik am und im Computer erfahren. Die bietet er in seinem Wohnort Lehr an, in zwei Kindergärten und an der Schönenberg-Grundschule.
Dienstag ist Ehrenamtstag
Schulleiter Christian Armbruster schwärmt von Stäuble: „Er ist sehr engagiert und ein Gewinn für unsere Schule.“ Digitalisierung steht im baden-württembergischen Bildungsplan der Grundschulen. Armbruster ist froh, dass sich ein Fachmann wie Stäuble des Themas annimmt. Das macht er seit zwei Jahren immer dienstags. „Dann ist mein Ehrenamtstag“, sagt Stäuble.
Mit Kindergartenkindern baut er den Zahnbürstenroboter oder den Sprachroboter, den „Kollegen Roboter“. Schulkinder dürfen unter seiner Anleitung Lego-Bauwerke selbst programmieren. In der „Roboter-AG“ etwa machen Liam, Jonas, Lars, Lasse, Simon und Ryan mit, Jungs im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Als Stäuble verkündet, dass der Zahnbürstenroboter nochmal gebaut wird, ruft Liam begeistert: „Yes.“ Das habe er sich den gesamten Kurs über gewünscht.
Sägen am Schraubstock
Wie aus einer simplen Plastikzahnbürste ein Roboter wird? Zunächst sägt jeder Junge am Schraubstock den Zahnbürstenkopf ab, alles unter Stäubles Aufsicht. Er teilt Batterien und Vibrationsmotoren aus, die er so erklärt: „Die bringen die Handys eurer Eltern zum Vibrieren.“ Die Jungs nicken, das kennen sie. Mittels Kleber kommt erst die Knopfbatterie auf den Bürstenkopf, denn der Vibrationsmotor, der einen halben Zentimeter groß ist. Die Kontakte sind gleichzeitig die Schalter. Die werden angeschlossen – der Roboter legt los und fährt auf den Borsten über die Tischplatte. Die Jungs reden durcheinander: „Meiner fährt nur im Kreis.“ – „Der von Jonas fährt nicht schlecht.“ – „Meiner ist umgefallen.“
Stäuble schätzt, dass er bereits rund 300 Zahnbürstenroboter gebaut hat. In der AG falten die Kinder flugs einen Karton zusammen, die Roboter-Wohnung, die bunt beklebt und angemalt wird. Alles ist für die „Zahnbürsten-Kakerlake“ fertig, wie einer seinen Roboter nennt.
Alles mit „Spiel, Spaß und Neugier“
Die Weiten des Internets braucht Stäuble nicht, um Kindern das Thema Digitalisierung nahezubringen. Ihm geht es um die Vermittlung von erstem Wissen um Strom und Magnetismus. Oder um Sprachaufnahme und Wiedergabe mittels kleinem Rekorder. Der ist nämlich im „Kollegen Roboter“ eingebaut, einem Pappkameraden, den die Kinder mit Wackelaugen bekleben. Lasse programmiert seinen Roboter und lässt ihn das sagen: „Ich sag’ gar nix.“ Worüber Lasse lachen muss. Stäuble will den Kindern zeigen, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet, und zwar mit „Spiel, Spaß und Neugier“.
Programmierte Legoautos
Die haben die Jungs vor allem mit Legokästen und Tablets. Ihre Legobauwerke mit Motor können sie nämlich programmieren, mittels Tablet festlegen, dass das Legoauto vor einem Hindernis anhält, dass es blinkt, Geräusche macht. Ryans Programmierstraße wird länger und länger. Lasse hat sich zunächst eine Art Kettenkarussell gebaut, später wird daraus ein drehender Stab, für ihn ein „Spion“. Stäuble mahnt: „Wir kommen zum Schluss.“ Den Jungs gefällt das nicht, sie klagen. „Die Roboter-AG ist ihnen immer zu kurz, sagt Stäuble.“
Ein Preis vom Kindermedienland
Projekte Für „Kollege Roboter“ ist Markus Stäuble vom Kindermedienland Baden-Württemberg mit einem mit 850 Euro dotierten Preis ausgezeichnet worden. In der Begründung heißt es: „Die Kinder bekommen so die Möglichkeit, Medien selbst zu gestalten.“ Für den Wettbewerb „idee-bw“ hatte Stäuble das Projekt „Industrie4Kids“ eingereicht, eine Industriestraße mit 3D-Drucker und Tablet für Vorschulkinder. Dieses Projekt hat Kindermedienland im Februar mit einem 16 000-Euro-Preis gewürdigt.