Wahlkampf in Ulm... wer die Wahl hat....
23. April 2019
Lesen SIE bitte die SWP..
Wer die
Wahl hat
Wie schön: Auch der kleine Rabe Socke kandidiert. ⇥Foto: abo
abo
Es war ein Satiriker, der das Wort „Plakat“ im Deutschen 1578 erstmals in der Bedeutung einer öffentlichen Bekanntmachung verwendete. Keine Ahnung, was diese Information hier soll, bevor wir zu viel darüber nachdenken, spulen wir 441 Jahre vor und landen im aktuellen Ulmer Kommunalwahlkampf.
„Zuhause viel vor“, informieren die Grünen auf ihren Plakaten. Man fragt sich, ob das eine geschickte Aussage ist. Denn es ist für Michael Joukov & Co. bestimmt eine schöne Aufgabe, wenn sie ihre Wohnung neu streichen oder den Keller aufräumen wollen – doch ist es klug, sich dann auch noch in den Gemeinderat wählen zu lassen, wenn man zuhause schon so viel vor hat? Vielleicht handelt es sich aber auch um ein Missverständnis.
Apropos Missverständnis: „Diesmal wieder FDP!“ ordnet die FDP an. Hm. Womöglich möchten sie einfach wieder die gleichen paar Prozent und zwei Sitze? Vielleicht meinen die Liberalen auch etwas Neckisches in der Art von: „Das letzte Mal haben sie ja woanders Ihr Kreuz gemacht, Sie Schlingel, dieses Mal aber wieder FDP, gell!“
In der CDU hat jede Kandidatin, jeder Kandidat einen eigenen Slogan: „Menschen helfen“, „Sport fördern“, „Schulen unterstützen“, „Familien stärken“ und so. Dagegen kann man wenig sagen, fehlt nur „Tiere füttern“ und „Wasser trinken“.
Minimalistisch gibt sich die SPD, die nur auf die Namen setzt. Immerhin: Wer nichts sagt, sagt nichts Falsches. Minimalistisch kann man die Plakate der FWG nicht nennen, sie sind gefühlt fünfmal so groß wie die der Konkurrenz. „Jetzt Freie wählen“, steht da, und dazu prangen darauf die Kandidaten-Namen in großen, weißen Buchstaben. Wessen Vor- und Nachname zusammen länger ist als 15 Lettern, kann nicht für freie Wählergemeinschaften antreten, denn er oder sie passt nicht aufs Plakat.
Über die Plakate von „Ulm für alle“ kann man nicht einmal lästern: Die Aussagen ergeben Sinn, und noch nicht einmal Rechtschreibfehler sind auszumachen. Die Linken möchten es wie immer sozial und solidarisch. Der sympathischste aller Kandidaten hat sein Plakat meist ganz oben an den Laternen angebracht: der kleine Rabe Socke. Den kann man ganz unbesorgt wählen.
Magdi Aboul-Kheir