Notarztwesen in Neu-Ulm

03. Juli 2019

Notärzte retten Leben! Evtl. auch das Ihre!
Jede MInute... doch lesen SIE bitte die SWP..

.. die der Notarzt später zum Patienten kommt, kann bei Reanimationspflicht die Chancen des Überlebens vermindern. Das ist nachgewiesen!
Insofern sollte man es den Fachleuten - Ärzten - überlassen, das Thema zu Ende zu diskutieren.
Wir stimmen überein, dass wir für Neu-Ulm und den Kreis ein optimales Notarztsystem wünschen! Alf Schömig

Notarzt mit Fahrer schneller – oder nicht?

Gesundheit Dass die Mediziner seit 1. Juli zum Einsatz chauffiert werden müssen, löst eine muntere Debatte aus. Jede Seite kann gute Gründe für die eigene Position vorbringen. Der Rettungsdienst-Zweckverband hält an der Neuordnung fest. Von Niko Dirner

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ie Debatte um die notärztliche Versorgung in Neu-Ulm hält an. Nach einem Bericht in der SÜDWEST PRESSE, dass wegen der gesetzlich geforderten Umstellung auf das Chauffeur-Modell einige Lücken im Dienstplan für Juli klaffen, sind in der Redaktion viele Reaktionen eingegangen. Die CSU etwa sagt: Weil der Rettungs-Zweckverband darauf beharrt, dass die Notärzte nicht mehr selbst zum Einsatz fahren dürfen, werde die Versorgung der Bevölkerung gefährdet.

 

Qualität Jan Terboven, Geschäftsführer des Zweckverbandes, antwortet auf die Kritik der CSU, dass gerade die Selbstfahrer einen Nachteil für die Patienten bedeuten. Bislang sah das System so aus, dass sich niedergelassene Allgemeinmediziner für den Notarztdienst meldeten und bei Alarm von der Praxis oder von zu Hause aus starteten. Seit Juli muss sich der Notarzt in der Dienstzeit auf der Rettungswache aufhalten. Ein Sanitäter fährt ihn.

Laut Terboven leidet die Qualität der medizinischen Versorgung, wenn der Notarzt allein das Equipment – Taschen mit Medikamenten, EKG, Defibrillator, Absaugpumpe – tragen muss. „Ein selbstfahrender Notarzt muss sich dazu entscheiden, diverse Materialien notgedrungen im Einsatzfahrzeug zu belassen.“ Auch eine Wiederbelebung sei allein kaum zu stemmen.

Szenekenner sagen, weil die selbstfahrenden Notärzte dies wissen, hätten sie schon mal ihre Abfahrt verzögert, um vor Ort mit dem von der Wache aus startenden Krankenwagen einzutreffen. Andere Kollegen wiederum sagen, dass bei 99 Prozent der Einsätze genügend Kräfte vor Ort seien und es keiner extra Hilfe vom Chauffeur bedürfe.

Es könne, sagt Terboven, auch andere Gründe dafür geben, dass die Ausrückzeit – die Zeit, bis der Notarzt nach der Alarmierung losfährt – beim Selbstfahrer länger ist. Denkbar ist, dass dieser gerade einen Patienten in der Praxis behandelt. „Daher kommt er später beim Patienten an, was die Versorgungsqualität verschlechtert.“ Drittens sei aus seiner Sicht „nicht gewährleistet“, dass der Notarzt von einem Standort losfährt, von dem aus alle Einsatzgebiete schnell erreichbar sind. Anders als von der zentralen Wache im Neu-Ulmer Pfaffenweg.

Hierzu sagt wiederum einer der Notärzte: „Das neue System mit Chauffeuren wird objektiv langsamer werden, weil der Vorteil des dezentralen Ausrückens von zwei Fahrzeugen (Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug) durch das Ausrücken von einem zentralen Standort ersetzt wird.“ Das könne „durch einfache Geometrie“ bewiesen werden.

 

Finanzierung Die Kritiker des Chauffeur-Modells meinen, die Neuregelung habe nur vordergründig das Patientenwohl im Blick. Tatsächlich sei die „Motivation“ der „Geld- und Stellenzuwachs für den Rettungsdienst“. Einer der Notärzte führt einen weiteren monetären Aspekt ein: Junge Klinik-Mediziner meiden demnach den Notdienst, weil sie ihn nebenher in ihrer Freizeit nicht mehr machen dürfen. Außerdem würden Notärzte in Bayern schlecht bezahlt: 20,50 Euro pro Stunde, pro behandeltem Patienten sind es 83 Euro, wobei die Stundenpauschale abgezogen wird. Nachts und wochenends gibt es zwar Zuschläge, trotzdem müsse man den Notarztdienst als „Hobby“ betrachten.

 

Personal Die CSU fordert den Zweckverband auf, Selbstfahrer weiter ausnahmsweise zuzulassen. Für die neue Variante gebe es weder genug Fahrer noch genug Notärzte. Die Hoffnung, dass Ärzte aus dem Umkreis sich für Neu-Ulm melden, sei „gewagt“. Zudem würden die dann vor Ort fehlen. Bei Bedarf die Leitstelle Ulm um Hilfe zu bitten, „treibt das Ganze auf die Spitze.“ Das bestätigt ein Szenekenner: In Ulm seien Notärzte ebenfalls knapp.

 

Donauklinik Eine Lösung wäre es, die Donauklinik einzubinden. Vorbild ist Weißenhorn, wo die Notärzte tagsüber von der Klinik starten. Ein Notarzt sagt, die Spitalstiftung und die Kreispolitik als Verantwortliche für die Donauklinik hätten das anleiern müssen, etwa mit gut dotierten Stellen.

Fehlende finanzielle Mittel sind nicht der Grund, warum sich die Donauklinik aus den Notarztdiensten heraushält, sagt auf Anfrage Dr. Andreas Keller, der Medizinische Direktor der Spitalstiftung. Auch sei der Notarztdienst für viele Mediziner „keine Geldfrage“, viele würden sich dagegen entscheiden, weil ihnen „eine ausgewogene Work-Life-Balance“ wichtiger sei. Die Donauklinik würde ihren Ärzten sogar die „Zusatzweiterbildung Notfallmedizin“ bezahlen, biete diese Fortbildung an.

Ob, und wann ja wie, die zuständige Kassenärztliche Vereinigung die Lücken im Juli-Dienstplan gefüllt hat, war gestern nicht herauszufinden. Versichert wird, dass immer von irgendwoher ein Arzt kommt, notfalls mit dem Hubschrauber aus Augsburg.

Neu-Ulm, Elchingen, Nersingen und Senden

Gebiet Zum Notarztdienstbereich Neu-Ulm gehören neben der Stadt Neu-Ulm mit ihren Ortsteilen auch Elchingen und Nersingen sowie Holzheim und im Süden die Stadt Senden. Es handelt sich im Bayern-Vergleich laut Rettungsdienst-Zweckverband Donau-Iller flächenmäßig um einen eher kleinen Notarztdienstbereich.

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