ÖPNV Fahrradständer... wir benötigen mehr.. schnell..

03. September 2019, 12:00Uhr

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Rad-Abstellplätze fehlen

Nahverkehr Fahrrad-Parkplätze an den Bahnhöfen sollen attraktiver werden. Dafür gibt es Geld von Bund und Land. Noch passiert aber wenig. Von Martin Hofmann

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as wäre die umweltschonende Alternative: Zuhause aufs Fahrrad steigen, zum Bahnhof treten, den Drahtesel abstellen und mit dem Zug ins Ballungszentrum fahren. Viele Pendler wären zu ihrer Verkehrswende bereit. Auf überfüllten Zufahrtsstraßen im Schneckentempo zur Arbeit zu gelangen, ist kein Vergnügen. Doch woran scheitert der Umstieg? Am sicheren Platz fürs Zweirad in Bahnhofsnähe?

Hunderttausende Stellplätze fehlten, teilte das Bundesumweltministerium unlängst mit. Deshalb hat es zusammen mit der Deutschen Bahn  zu Jahresbeginn eine „Bahn+Ride-Offensive“ gestartet. Das Ziel: In 48 Monaten 100 000 neue Radparkplätze an Bahnstationen schaffen.

Klingt nach Aufbruch, zumal die Bahn Flächen mietfrei bereitstellt und Kommunen bei Planung und Förderantrag unterstützt. Bescheiden fällt aber die Resonanz für die erste Phase des Förderangebots – 40 Prozent der Kosten – aus. Nur elf Anträge für 2700 Stellplätze stellten Städte und Gemeinden bis Ende März. Kommunen aus Baden-Württemberg übten Totalverzicht.

Für das seit Juni geöffnete nächste Antragsfenster laufen laut Bundesministerium immerhin 250 Anfragen. Woher?  Da bleibt der Pressesprecher vage: Sie stammten aus dem gesamten Bundesgebiet.

Wie kommt’s? Kein Bedarf im Südwesten? Das schon. Gudrun Züfle, Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, sagt, es fehlten „zigtausend Abstellplätze.  Zum Beispiel  platze der Bahnhofsvorplatz in Karlsruhe aus allen Nähten, trotz zahlreicher Abstellangebote. „Auch in Mannheim gibt es einen riesigen Bedarf.“ Aber wie umfangreich er ist, können offizielle Stellen weder in Baden-Württemberg noch auf Bundesebene beziffern. Dabei bezuschusst die Landesregierung neben dem Aus- und Neubau von Radwegen seit 2012 auch Radparkplätze an Bahnhöfen und in Innenstädten.

Was ist seither passiert? Antworten bleiben im Ungefähren, obwohl der Umstieg aufs Rad zu Verkehrsminister Winfried Hermanns (Grüne) Lieblingsprojekten zählt. Sein Pressesprecher kündigt an, bis Herbst werde ein Bike+Ride-Konzept erarbeitet. Dann seien „bedarfsgenaue Ausbauziele sowie örtliche Bedarfslücken“ erfasst. Sonst verweist er auf die Radstrategie. Im Januar 2016 hat sie das Landeskabinett verabschiedet. Die Angaben in dem Papier datieren vom März 2015.

Damals gab es 38 205 Stellplätze an Bahnhöfen und Haltepunkten im Land. Ein Drittel der 985 Bahnhöfe verfügte über keine Anlagen, zehn Prozent waren mit Fahrradboxen ausgestattet, 60 Prozent mit überdachten Radparkplätzen.  Das Radpark-Konzept war in der Strategie für 2017 avisiert. Beabsichtigt war auch, pro Jahr 5000 neue Stellplätze zu installieren.

Ziel erreicht? Die „Stationsdatenbank“ der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg soll Daten  liefern, erklärt Winfried Hermanns Sprecher. Dort ist man aber nicht sicher, wie aktuell die Angaben für jeden Bahnhalt sind. Bleibt ein Blick in die Förderanträge des Landes. Von den 211 bei den vier Regierungspräsidien aufgelisteten Projekten zum Ausbau des Rad- und Fußverkehrs in den Jahren 2012 bis 2019 fördern 61 Abstellplätze für Drahtesel, meist an Bahnhöfen. Daraus ergibt sich: Die Absicht von jährlich 5000 neuen Abstellplätzen verfehlen Land und Kommunen vorerst deutlich. Damit rückt auch das Strategieziel, den Radverkehr bis 2020 im Vergleich zu 2008 auf 16 Prozent zu verdoppeln, in weite Ferne. 2017 lag die Zahl bei nur 10 Prozent.

5000 neue Stellplätze anvisiert

Hermann hat dies bereits im Frühjahr eingeräumt und „Fahrradmuffel“ in den Kommunen dafür verantwortlich gemacht. Was Radabstellplätze angeht, entgegnen die Kommunen: Die Bahn habe lange den Standpunkt vertreten, für den „ruhenden Verkehr“ – also Parkmöglichkeiten – nicht zuständig zu sein. Offenburg musste das Areal für sein Radparkhaus der Bahn abkaufen. Jetzt scheinen sich hingegen alle Beteiligten einig: Der Umstieg vom Rad auf den öffentlichen Verkehr gelingt nur, wenn ein Nutzer etwa sein E-Bike zur Heimfahrt unbeschädigt antrifft.

Übrigens: Der Verdacht, dass Kommunen im Südwesten vom neuen Bund- und Bahnförderangebot nichts wussten, lässt sich ausschließen. Anfragen in Stuttgart, Tübingen, Offenburg oder Heilbronn belegen: Diese Städte kennen die Fördertöpfe von Bund und Land und wollen sie bei aktuellen Plänen im Doppelpack anzapfen.

Viele Hinweise helfen nicht weiter

Nachlegen müssten die aufs Rad setzenden Verkehrswender massiv beim Informationsfluss. Wer kommt schon auf die Idee, die Stationsdatenbank der Nahverkehrsgesellschaft aufzurufen, um zu ergründen, ob an seinem Heimatbahnhof ein Stellplatz auf sein Rad wartet?

Wer die Internet-Seiten der Bahnhöfe aufruft, wird enttäuscht. Dort gibt es zwar die Rubrik Fahrrad-Stellplätze. Doch meist fehlen Hinweise oder sie sind untauglich. Der Hauptbahnhof Stuttgart teilt mit: „Fahrradständer 50 bis 200 m vom Bstg“. Wer ahnt, dass Bstg Bahnsteig bedeutet, findet die Stellplätze dort nie. fm           

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