Geschichte: Nicht vergessen!
27. April 2019
Lesen SIE bitte die SWP zum Thema Vernichtung in der NS Zeit!
Erfasst, verfolgt, vernichtet
Ausstellung Wie die Nationalsozialisten kranke und behinderte Menschen ausgegrenzt und ermordet haben.
Die Flyer zur Ausstellung in der Ulmer vh.⇥Foto: Volkmar Könneke
⇥Foto: Volkmar Könneke
nnähernd 400 000 Menschen haben die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet“ bislang gesehen. Nach Stationen in Berlin, Würzburg, Stuttgart, Hamburg und München sowie Rom (Italien), Johannesburg (Südafrika), London (Großbritannien), Yokohama-City (Japan) und Toronto (Kanada) macht die Wanderausstellung über eines der dunklen Kapitel der NS-Medizin von Montag, 29. April, bis Mittwoch, 15. Mai, Halt in der Ulmer vh. Konzipiert von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), wird an behinderte Menschen erinnert, die ab 1934 mit dem Argument des ökonomischen Nutzens von den Nationalsozialisten gesellschaftlich isoliert wurden.
„60 000 Reichsmark kostet dieser Erbkranke die Volksgemeinschaft auf Lebenszeit. Volksgenosse, das ist auch dein Geld.“ Mit Propaganga-Plakaten dieser Art bereiteten das rassenpolitische Amt den Weg des aus NS-Sicht „unwerten Lebens“ in die Gaskammern vor. 400 000 kranke und behinderte Menschen wurden zwangssterilisiert, 200 000 aus Pflegeanstalten nach Grafeneck oder Hadamar deportiert, um sie dort zu töten. „Die Ausstellung nimmt die Frage nach dem Wert des Lebens als Leitlinie auf“, sagte Sonja Eilks von der Ulmer Interessengemeinschaft (ig) mittendrin, die dafür gesorgt hat, dass die Schautafeln jetzt in Ulm zu sehen sind. Sie erzählen exemplarisch die Geschichten der Opfer und der Täter. „Diese Geschichten machen das Thema plastischer. Persönliche Schicksale bewegen, man findet leichter einen Zugang zu dem Thema“, sagte OB Gunter Czisch, der als Schirmherr der Ausstellung fungiert. Ihm ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass Geschichte auch „Konsequenzen für das Hier und Jetzt“ haben, sprich: Zusammenleben heißt für ihn, nicht nach Unterschieden zu schauen.
Dass sich die Teilhabe behinderter Menschen in den vergangenen Jahrzehnten verbessert hat, räumten Heinrich Prüller und Karl-Josef Edelmann. „Es hat sich vieles zum Positiven geändert. Aber man muss ständig am Ball bleiben“, sagte Prüller mit Blick auf Verbesserungen in der Infrastruktur. Franz Schweitzer von Habila Tannenhof Ulm stimmte dieser Sichtweise zwar zu, „am Tannenhof gibt es kein eisernes Tor mehr“. Wenn aber Mütter behinderter Kinder auf einem Spielplatz den Satz „das hätte man doch verhindern können“ vernehmen müssen, dann müsse sich in den Köpfen doch noch viel ändern. Rudi Kübler
Eröffnung in der Volkshochschule
Programm Die Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet“ wird am Montag (19 Uhr) in der Ulmer vh eröffnet. Dr. Andreas Küthmann führt in die Ausstellung ein, anschließend wird aus Biografien von Opfern gelesen. Die lokalen Hintergründe erläutert Dr. Nicola Wenge vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg. In Ulm wurden über 1100 Behinderte zwangssterilisiert, 150 in Grafeneck ermordet.