Mobilität in Neu-Ulm...
22. Oktober 2019
Der Bahnhalt muss kommen...
Lesen SIE bitte die SWP..
Für neue Bahnhalte werben
Nahverkehr Der Ausbau der Zugverbindung Ulm–Augsburg birgt auch eine Chance für die Stadt Neu-Ulm. Wie groß diese ist, wird allerdings ganz unterschiedlich eingeschätzt. Von Niko Dirner
ermesser sind schon unterwegs: Bis Mitte 2020 werden die ersten Grundlagen für den Ausbau der Bahnstrecke Ulm–Augsburg geschaffen. Das teilt das in Augsburg angesiedelte Projektbüro mit. Wie berichtet, soll die Strecke für schnellere Fahrten ausgerüstet werden, zudem sollen die ICE von den langsameren Regionalbahnen und Güterzügen getrennt werden. Dafür ist etwa von Neu-Ulm bis Nersingen-Unterfahlheim ein drittes Gleis geplant. Bei der laufenden Grundlagenermittlung der Bahn gilt es nun laut Oliver Dümmler vom Regio-S-Bahn-Verein Donau-Iller, auch die hiesigen Wünsche zu platzieren. Sprich: ein Bahnhalt in Offenhausen und einer in Burlafingen.
Die Chancen dafür stünden ganz gut, meint der Fachmann. Denn diese beiden Bahnhalte hätten in den 2010 und 2014 durchgeführten Studien auf der Strecke Ulm–Günzburg die besten Bewertungen erhalten. Der Nutzen könnte also wegen dem zu erwartenden Passagieraufkommen am höchsten sein. Letzteres hängt wiederum mit der umliegenden Wohnbebauung und den Betrieben zusammen.
Überweg wäre schon da
Der Halt für Offenhausen, genannt Neu-Ulm/Industrie, würde nicht nur den 7000-Einwohner-Stadtteil erschließen, sondern auch die im Süden an die Bahnlinie angrenzenden Gewerbegebiete Starkfeld und Max-Eyth-Straße. Ein idealer Standort wäre der Fußgänger-Überweg auf Höhe des früheren Bahnübergangs Heinrich-Heine-Straße. „Der bestehende Steg und die Spindeln erübrigen den Bau einer Überführung“, sagt Dümmler.
In Burlafingen wäre es möglich, den Bahnhalt am Kreisverkehr beim Finkbeiner zu situieren, hier gibt es bereits eine Unterführung. Die Umsetzung sei sogar noch einfacher, da es dort derzeit nur zwei Gleise gibt und nicht deren vier wie in Offenhausen. Der 5200-Einwohner-Stadtteil Burlafingen hatte bis 1987 einen eigenen Bahnhof, daran erinnert die Bushaltestelle „Bahnhof“.
Mit einem baldigen Bau sei freilich nicht zu rechnen, sagt Dümmler. Bis die neue Magistrale Ulm–Augsburg steht, würden bestimmt mindestens fünf, eher zehn Jahre vergehen. Dennoch führe nichts daran vorbei, die Stationen in das Großprojekt Ulm–Augsburg einzutakten. Außerhalb davon seien die Chancen eher schlecht, auch die Aussicht auf Fördermittel sei dann eher gering.
Also sei es wichtig, auch politisch aus der Stadt und dem Landkreis für die beiden neuen Halte zu werben. „Wir müssen jetzt aktiv werden und unsere Zielsetzungen einbringen“, sagt der Experte. „Wir müssen deutlich machen, dass wir das haben wollen.“
Intern schon viele Absprachen
Er selbst habe das Regio-S-Bahn-Konzept bereits mit dem Augsburger Projektbüro besprochen, mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, mit der Bahn. „Alle haben aufgeschlossen reagiert.“ Der Klimawandel verleihe dem Thema zusätzlichen Nachdruck.
Nicht ganz so positiv geht der Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg an die Sache heran, entsprechend hatte er sich schon in der Bürgerversammlung in Burlafingen geäußert (wir berichteten). Noerenberg hat dieser Tage an Dümmler geschrieben, die Mail liegt der Redaktion vor. Darin sagt der OB, er gehe nicht davon aus, „dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit einer Verwirklichung rechnen können“. Später vielleicht, ja. Er halte jedenfalls „absolut nichts davon“, der Bevölkerung wenig realistische Hoffnungen zu machen. Wenn diese nämlich nicht „innerhalb der Hoffnungszeiträume“ verwirklicht werden, führe dies „nur zu einer steigenden Politikverdrossenheit“.
Fahrzeit soll deutlich sinken, doch bis zur Fertigstellung wird es wohl dauern
Projekt Die 85 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg gilt als stark ausgelastet. Vorgesehen ist, teilweise ein drittes Gleis zu legen, teils die Strecke zweigleisig neu zu bauen und so die Fahrtzeit von heute rund 39 auf 27 Minuten zu reduzieren. Das Vorhaben steht im „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans. Projektleiter Markus Baumann betont, es gebe keine planerische Vorfestlegung. Erst im Dialog mit der Bevölkerung solle der zukünftige Streckenverlauf bestimmt werden. Weitere Informationen gibt es online unter: www.ulm-augsburg.de
Kritik Beim Herbstempfang „Indian Summer“ der IHK Ulm und IHK Schwaben hatte der Neu-Ulmer Vizepräsident Bernd Mack wie schon der Ulmer IHK-Präsident Jan Stefan Roell zu lange behördliche Genehmigungsverfahren als schädlich für die Wirtschaft bezeichnet. Mit Blick auf die schnelle Bahnverbindung nach Stuttgart sei schon in den achtziger Jahren von der Heimerl-Trasse die Rede gewesen, nun könne man nicht verstehen, wieso sich der Anschluss von Ulm nach Augsburg so in die Länge zieht. Mack: „Die Hoffnung ist, dass 2030 die Bagger kommen.“