Alte Wohnbestände erhalten

15. Juni 2009

Substanz erhalten und Wandel zulassen...

doch lesen Sie bitte die SW Presse..
und im Anhang unseren Antrag.

Erste Häuser sind bereits abgebrochen

Sorge um Neu-Ulmer Villenviertel

Im Neu-Ulmer Villenviertel geht die Angst um – davor, dass das alte Wohngebiet mit den prächtigen Häusern aus den 20er und 30er Jahren seinen Charakter verliert. Die ersten Villen sind bereits abgebrochen.

EDWIN RUSCHITZKA

 

Die mächtige Sudhoff-Villa steht noch. Doch die Bewohner des Villenviertels befürchten, dass die Villa abgebrochen wird und das gesamte Areal nach und nach sein Gesicht verliert. Foto: Maria Müssig.



Peter Kraft aus der Villenstraße 13 hat einen für ihn traurigen Moment Anfang Februar dieses Jahres fotografisch festgehalten. Nachdem der alte und mächtige Baumbestand rund um das Anwesen in der Villenstraße 26 gefällt worden war, rückten die Abbruchbagger an. Das Grundstück soll mit einem Flachdachgebäude neu und modern bebaut werden. Der Wohnbauträger HGB (Haus- und Grundbesitz Bauträger) aus Ulm, der es erworben hat, preist auf einer großen Tafel den Verkauf von fünf Eigentumswohnungen an. Mit dem Aushub soll laut HGB-Geschäftsführer Hans Vetter in der nächsten Woche begonnen werden. Auch seien drei der fünf Wohnungen schon verkauft.

 

Gegenüber, Villenstraße 15, steht noch die stattliche Sudhoff-Villa, gebaut 1923. Auch dieses Anwesen ist unlängst erst von den Eigentümern verkauft worden. Neuer Besitzer ist die Firma Wohnbau Inhofer aus Senden. Deren Geschäftsführer Michael Clases beteuert, der Erhalt der Villa sei geplant, aber das letzte Wort würden erst noch Statiker sprechen. Durch die Villa ziehe sich vom Keller bis ins Dachgeschoss ein ziemlich großer Riss. Clases: „Man kann sicher alles sanieren, es ist immer eine Frage des Preises. Aber wir sind relativ zuversichtlich.“ Die Firma Inhofer war schon einmal im Neu-Ulmer Villenviertel aktiv. Die in den 80er Jahre erworbene Villa in der Villenstraße 13 wurde seinerzeit erhalten, das Grundstück jedoch mit einem Neubau nachverdichtet.

Anwohner wie Peter Kraft oder Annemarie Stammbach (Bootshausstraße 2) befürchten, das zwischen der Adenauerbrücke und der Bahnlinie gelegene Viertel könnte nach und nach seinen einzigartigen Charakter einer grünen Oase am Rand der Innenstadt verlieren. In FDP-Stadtrat Dr. Alfred Schömig, der in der Arthur-Benz-Straße 9 wohnt, haben sie einen Verbündeten gefunden. Zwar scheiterte Schömig im Jahr 2003 mit einem Antrag, die Stadt müsse sich mit entsprechenden Vorgaben für den Erhalt der alten Strukturen einsetzen. Was ihn nicht davon abgehalten hat, es erneut zu versuchen. Heute wird darüber im Fachausschuss für Stadtentwicklung, Hochbau und Umwelt erneut diskutiert. Schömig: „Es muss doch im Interesse der Stadt sein, das gewachsene Viertel zu erhalten.“ Er will erreichen, dass über Baugesuche im Villenviertel wieder diskutiert wird. Schömigs Erfolgsaussichten sind in den vergangenen sechs Jahren nicht gestiegen. Stadtbaudirektor Andreas Neureuther und der Leiter der Abteilung Stadtplanung, Jörg Oberle, sprechen sich in der Sitzungsvorlage erneut gegen eine Erhaltungssatzung aus.

Diese oder ein Bebauungsplan seien nicht notwendig, erklärten die beiden unlängst erst auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE. Über den Paragraphen 34 des Baugesetzbuches sei der stadtplanerische Einfluss der Kommune ziemlich hoch. Dieser Paragraph erlaube Neubebauungen nach „Art und Maß“. Damit könne die Stadt gewährleisten, dass der Charakter des Villenviertels sich nicht verändere und Neubauten nicht zu wuchtig würden. Im Übrigen, so argumentieren beide, lebe gerade auch das Villenviertel von Veränderung. Oberle: „Ein normaler Wandel gehört einfach dazu.“ Man könne die Struktur des Gebiets erhalten, ohne eine Käseglocke drüberzustülpen.

Das sehen Peter Kraft und Annemarie Stammbach differenzierter. Kraft musste miterleben, wie Inhofer das Grundstück mit dem Neubau Villenstraße 11 nachverdichtet hat. „Dem Neubau sind viele Bäume zum Opfer gefallen.“ Anwohnerproteste und der Einsatz des ehemaligen OB Dr. Peter Biebl hätten eine noch wuchtigere Bebauung verhindert, erinnert sich Annemarie Stammbach. Jetzt scheint sich die Geschichte in der Villenstraße 26 zu wiederholen. Und so sei die grüne Oase eben doch in Gefahr, sagt Kraft, wenn Wohnbauträger bei einer Neubebauung das Optimale aus den Grundstück holen wollten. Fehlten zudem Büsche und Bäume, werde weniger Sauerstoff produziert und sei der Lärm von der Adenauerstraße noch lauter zu hören.

Es geht aber auch anders. So ist Annemarie Stammbach gerade dabei, ihr 1934 gebautes Haus in der Bootshausstraße zu sanieren. Als sie damit begonnen hatte, musste sie zuweilen Kaufinteressenten quasi vom Grundstück jagen. Auch Stadtrat Schömig hat nach dem Erwerb seiner Villa in der Arthur-Benz-Straße auf den Erhalt des Hauses gesetzt. Mitunter ist aber genau das nicht möglich. Mittlerweile sind schon Erben in der dritten und vierten Generation im Besitz der Grundstücke und der Villen. Einige wohnen längst nicht mehr in Neu-Ulm. Anders als die direkten Nachkommen in der ersten und zweiten Generation liegt den Enkeln und Urenkeln der Erhalt der alten Villen offenbar weniger am Herzen. Ziel ist der Verkauf und dann auch ein möglichst hoher Erlös.

Kraft und Stammbach fordern wie FDP-Stadtrat Schömig mehr städtischen Einfluss und möglichst genaue Vorgaben durch einen Bebauungsplan oder mit Hilfe einer Erhaltungssatzung. Was die Stadtverwaltung aber ganz anders sieht. Und genau darüber hat am Dienstag der Fachausschuss für Stadtentwicklung zu entscheiden – um 16 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.


Die meisten Häuser im Neu-Ulmer Villenviertel sind in den 20er und 30er Jahren entstanden. Entsprechend sind die Grundstücke auch üppig begrünt. Einen speziellen Bebauungsplan gibt es nicht, wer baut muss sich „in Art und Maß“ an der Umgebung orientieren.

 

   Weitere Artikel zu diesem Thema :


 

 

Betrifft: Erstellung einer Erhaltungssatzung für das Wohngebiet zwischen Donau,                Schützenstrasse, B10 und Eisenbahn.

 

Herrn Oberbürgermeister                                                                     Neu-Ulm, 15.4.09
Gerold Noerenberg.
Rathaus Neu-Ulm                         

 

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

 im Namen meiner Fraktion stelle ich folgenden Antrag:
Antrag:

Die Verwaltung stellt im zuständigen Ausschuss dar, ob mit der Aufstellung einer
Erhaltungssatzung für das Wohngebiet zwischen Adenauerbrücke, Schützenstrasse,
Bahnlinie und Donau,der Erhalt vorhandenen Strukturen gefördert werden kann, ohne gleichzeitig lokale Veränderungen, Neubauten, massvolle Erweiterungen zu verhindern.

(S. SHU Beschluss vom 21.1.03)

Die Verwaltung legt dar, ob es sinnvoll ist diese Erhaltungssatzung auch auf die Wohngebiete um die „Baumgartenstrasse“.... und „Memelstrasse“...anzuwenden.

 Begründung:
Im Jahr 2003 hat sich der Ausschuss für den Erhalt der Struktur des oben genannten Viertels ausgesprochen. In den letzten Jahrzehnten wurde mehrfach nachverdichtet und eine erneute, deutliche Vergrösserung des Wohnraums steht in der Villenstrasse an.

 Jedes Viertel verändert sich.Um-Neubauten , massvolle Vergrösserungen des Wohnraumes müssen möglich sein -
aber es muss im Interesse der Stadt sein gewachsene Viertel zu erhalten und auch innenstadtnahen Wohnraum aller Art, sowohl Sozialwohnungen bis hin zu grosszügigen Wohneinheiten für die BürgerInnen Neu-Ulms zu erhalten.
Unserer Ansicht nach kann die Erhaltungssatzung dazu führen, dass Baugesuche, welche die gewachsene Struktur in erheblichem Mass verändern, zumindest im Ausschuss diskutiert werden um eine Beeinflussung im Sinne der Stadt zu erreichen.

Mit freundlichen Grüssen..

Alfred Schömig

Per Fax am 17.4.09

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