Einstein und Ulm... ein Museum ist geplant...

16. September 2019

Lesen SIE bitte die SWP..

Haus der Geschichten

Historie 2022 soll es eröffnen: Die Vorarbeiten für das Albert-Einstein-Museum im Haus „Engländer“ am Ulmer Weinhof werden konkret. Von Magdi Aboul-Kheir

A

m 6. August 1923 schrieb Albert Einstein an seine Frau Elsa: „Wir fuhren um 5 Uhr nach Ulm, wo wir 7 ½ ankamen. Wir schliefen im Hotel Russischer Hof, wo ich mich als Adolf Steinthal einlogierte. Das blosse Übernachten kostete 570 000 M. Gestern Morgen stiegen wir zuerst auf den Münsterturm.“ Dass Einstein auf dem Ulmer Münster war, ist erst seit wenigen Jahren allgemein bekannt – der Brief befindet sich im Jerusalemer Einstein-Archiv.

140 Jahre nach seiner Geburt, 64 Jahre nach seinem Tod kommen immer noch neue Details über Einsteins Beziehung zu Ulm und die Geschichte seiner Ulmer Familie ans Tageslicht. Es sind solche Geschichten, die Ingo Bergmann im Einstein-Museum erzählen will.

Im April hat der Gemeinderat beschlossen, im Haus „Engländer“ am Weinhof dieses Museum einzurichten, eine Million Euro wurde bewilligt. Der „Engländer“ war einst Wohn- und Arbeitsgebäude von Einsteins engsten Verwandten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Albert Einstein dort war. Das Geburtshaus Einsteins in der Bahnhofstraße existiert lange nicht mehr.

Geld von Stadt und Stiftung

Zu den Geldern der Stadt kommen 600 000 Euro der Baden-Württemberg Stiftung. „Damit haben wir die Chance, eine wirklich anspruchsvolle, sehr moderne Ausstellung an den Start zu bringen“, sagt Bergmann. Das Museum müsse hohen Ansprüchen genügen, inhaltlich und ästhetisch. Denn wenn Einsteins Geburtsstadt ein solches Projekt wage, werde das überregionales Interesse erzeugen, „das merken wir schon jetzt“.

Der Politikwissenschaftler und Historiker Bergmann, bislang für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt verantwortlich, tritt am 1. Oktober die Stelle als wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Einstein-Dauerausstellung an. Die Stelle ist vorerst auf drei Jahre befristet, zunächst muss die Schau entwickelt, das inhaltliche Konzept an die Räumlichkeiten angepasst werden.

Mit dem Umbau des Engländers wird Anfang 2021 begonnen, bis dahin ist dort das Europe-Direct-Infozentrum untergebracht. Die UWS, der das Gebäude gehört, erstellt derzeit eine Kostenschätzung für den Umbau: für einen barrierefreien Zugang, für neue sanitäre Anlagen und die Elektro-Installation. Eröffnet wird das Museum voraussichtlich im Frühjahr 2022.

200 bis 250 Quadratmeter wird Bergmann bespielen. Die Herausforderung: Die Stadt besitzt kaum echte Artefakte, Original-Exponate – nur Einsteins Briefe an die Stadt Ulm, einige Fotografien.

Einstein und Ulm: Lange herrschte das Bild vor, dass der Nobelpreisträger mit seiner Geburtsstadt nichts zu tun haben wollte. Dieses Bild war davon geprägt, dass Einstein Ulm mit 15 Monaten verließ – und von seinem späteren Entsetzen über die Nazi-Zeit und die Nachkriegsjahre. „Freundlich-unterkühlt“ nennt Bergmann die Briefe des Physik-Genies an die Stadt Ulm.

Doch nun bringt die Forschung ans Tageslicht, dass das Thema „Einstein und seine Ulmer Familie“ viel reichhaltiger ist. „Wir haben jede Menge Geschichten zu seiner Familie und der jüdischen Gemeinde, die mit Einstein verknüpft sind“, sagt Bergmann, der sich auch privat mit Ahnenforschung befasst.

Ein Beispiel. Erst vor vier Wochen erhielt Bergmann einen Packen Papiere: Dokumente zu Einsteins Großcousin Fritz Moritz Hirsch. Dieser hatte noch bis 1943 in Ulm gelebt, obwohl er Jude war: Er arbeitete in der Kanzlei Ernst Moos, die vielen Juden half auszuwandern, aber auch gezwungen war, bei Deportationen mitzuwirken. Am 1. März kam der Deportationsbefehl für Hirsch. Da sein Großvater nach Amerika ausgewandert (aber auch wieder zurückgekehrt) war, konnte er vorgeben, US-Staatsbürger zu sein. Er wurde nicht nach Auschwitz deportiert, sondern ins Kriegsgefangenenlager für US-Soldaten ins oberbayerische Tittmoning gebracht. Anfang 1945 wurde er in Südfrankreich gegen Wehrmachtssoldaten ausgetauscht, kam nach Kriegsende ins Displaced-Persons-Camp nach Algerien.

Was Einstein mit Hirsch zu tun hatte? Er hatte Hirschs Vater und seine Mutter die Ausreise – via Wladiwostok – bezahlt. Hirschs Schwester wohnte mal bei Einstein in Princeton. Und es gibt einen Brief Einsteins an Hirsch, in dem er sich über dessen „wundersame Rettung“ freut. Einstein hat sich mehrfach für die Rettung seiner Ulmer Verwandtschaft eingesetzt, auch finanziell.

Es sind solche biografische Verflechtungen und Geschichten, die das Museum beleuchten wird. Bergmann sieht es auf drei thematischen Säulen stehen: Einstein und seine Ehefrau Elsa; die Familie Einstein in ihren ganzen Verästelungen; und Ulms jüdische Gemeinde im 19./20. Jahrhundert, eingebettet in die Gesellschaftsgeschichte der Stadt.

Das alles soll im Museum erzählt werden: vor allem audiovisuell und interaktiv. Bergmann will „der Verantwortung gerecht werden, ein ehrliches Bild zu zeichnen“. Und neben dem Fulltime-Job hat er mit seiner Promotion begonnen: „Albert und Elsa Einstein und ihre Ulmer Familie im Spannungsfeld zwischen Assimilierung und Emigration“.

Kommentar

Und das Einstein Discovery Center?

Zweites Museum Der Förderverein des Albert Einstein Discovery Centers Ulm, das privat finanziert werden soll, wird diese Woche über den Stand der Dinge berichten. Er hat eine Spendenaktion laufen und ein neues „Einstein-Büro“ in der Bessererstraße bezogen. Zudem werden in der Stadtverwaltung erste Überlegungen angestellt, welche Areale für ein solches Center in Frage kommen könnten.

zurück

Wir engagieren uns für unsere Gemeinschaft in Neu-Ulm

 
Für Chancengleichheit aller Kinder, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine seniorengerechte Infrastruktur.
Für mehr sozialen Wohnungsbau, für schnelles Internet und Begleitung des digitalen Wandels für Bürger, Wirtschaft und die Schulen!
Für die lokale Energie - und damit auch Mobilitätswende und eine CO2 neutrale Stadt bis 2040!
Für die lokale Wirtschaft und Industrie! Denn nur wenn wir in sozialem Frieden leben, kann es der Wirtschaft gut gehen.

Nur wenn es der Wirtschaft vor Ort gut geht, haben wir die finanziellen Mittel den sozialen Ausgleich zu schaffen!

Für eine wirklich bürgernahe Politik sind wir auf Ihre Meinungen, Anregungen — und ausdrücklich auch Kritik — angewiesen. Daher finden Sie auf jeder Seite unten unsere Kontaktdaten sowie ein schlankes Kontaktformular für eine schnelle Nachricht an uns über den "direkten Draht". 

Datenschutzeinstellungen

Diese Webseite nutzt Cookies und tauscht Daten mit Partnern aus. Mit der weiteren Nutzung wird dazu eine Einwilligung erteilt. Weitere Informationen und Anpassen der Einstellungen jederzeit unter Datenschutz.