Die Bundesfestung Ulm/Neu/Ulm..
05. Juli 2019
Lesen SIE bitte die SWP..
05.07.2019 NEU^-ULM UND SEINE STADTTEILE
Wo die Bundesfestung noch lebendig ist
Bauwerk Einige Bezeichnungen von Straßen, Plätzen und Stadtteilen Neu-Ulms wurzeln in der Militärgeschichte.
ugsburger Tor, Glacis, Vorfeld – diese Namen von Straßen, Plätzen oder ganzen Arealen in Neu-Ulm gehen auf die Bundesfestung zurück. Neben diesen dreien gibt es noch eine ganze Menge Bezeichnungen, die mittel- oder unmittelbar mit der Festungsanlage zusammenhängen. Wer könnte das besser wissen als Matthias Burger, der Vorsitzende des Förderkreises Bundesfestung. Eine Entdecker-Tour mit ihm durch Neu-Ulm.
Augsburger-Tor-Patz (1) An dieser Stelle gab es ein Ausfallstor in Richtung Augsburg, das 1958 abgetragen wurde, um einer breiten Straße (damals Bundesstraße 19/311) Platz zu machen.
Memminger Tor (2) Dieser Durchgang durch die Umwallung ist intakt und liegt an der Dammstraße im Villenviertel in der Weststadt. Die Bezeichnung ist laut Burger aber etwas irritierend: Memminger Tor suggeriert einen Ausgang Richtung Süden; aber da das die Hauptangriffsrichtung war, wurde das Tor „zur Seite gerückt“ und liegt daher eher Richtung Westen.
Glacis (3) So heißt das flach ansteigende Gelände, das vor dem Festungsgraben liegt. Innen gibt es eine steile Böschung. Laut Burger kommt der Name vom selben Wortstamm wie das französische „Glacier“ für Gletscher, wo sich die Landschaft ebenfalls hebt.
Gedeckter Weg (4) Unterhalb des Glacis-Kamms gibt es an der Böschung eine Abstufung für einen Weg, auf dem sich Ausfalltruppen sichtgeschützt bewegen können.
Künetteweg (5) Die Künette ist eine Rinne, die längs im Festungsgraben verläuft. Sie konnte mit Wasser gefüllt werden und so zum Hindernis werden. Im Glacispark ist es der Forellengraben.
An der Caponniere (6) Diese Bezeichnung haben Bauwerke, die aus der Mauerlinie vorspringen, um von dort aus den Graben verteidigen zu können. Sie werden auch Grabenstreichen genannt.
Wallstraße (7)/Auf dem Wall (8) Die beiden Namen weisen darauf hin, dass sie unterhalb des Walls oder eben auf ihm liegen.
Vorfeld (9) So heißt der ungeschützte Bereich, der außerhalb der Festung liegt.
Am Vorgraben (10) Weil für den Bau des Glacis riesige Erdmengen aufzuschütten waren, wurde im Vorfeld Material abgetragen und es entstanden Mulden. Auch der frühere Neu-Ulmer Volksfestplatz war laut Burger eine solche zugeschüttete Mulde.
Kriegsspital (11) Es ist das Reduit der Bastion 5, also eine Kaserne hinter dem Hauptwall. Ab 1873 wurde es als Spital genutzt, daher der Name. In jüngster Vergangenheit wurde ein Bebauungsplan zur Aufstockung beschlossen, ein Investor will in dem Gebäude 55 Wohnungen bauen (siehe extra Bericht).
Fort Schwaighofen (12) Fort ist die Bezeichnung für ein Bauwerk, das außerhalb der Festung liegt. Der Name dieses Areals stammt vom naheliegenden Dorf, das laut Matthias Burger „der älteste Teil von Neu-Ulm“ ist. Ein Teil der Gebäude vom Fort Schwaighofen wurde im Jahr 1960 aufgestockt und zu Sozialwohnungen umgebaut. Der Rest blieb unberührt und ist heute meist geschlossen.
Ludwigsvorfeste (13) Außerhalb Bayerns wird beim Festungsbau ein Fort als Vorwerk bezeichnet. Das Vorwerk 13 trägt den Namen Ludwigsvorfeste und liegt genau in der Mitte der Umwallung auf Neu-Ulmer Seite. Benannt ist es nach dem Bayernkönig Ludwig I. Aktuell ist dort Gastronomie und ein Töpfereibetrieb.
Fort Illerkanal (14) Das Vorwerk 14 hatte bis zur Fertigstellung des namensgebenden Illerkanals im Jahr 1910 keinen Eigennamen. Es liegt etwas versteckt und ist meist verschlossen.
Wasserturm (15) Das Wahrzeichen Neu-Ulms schlechthin ist 1898 entstanden und hat daher mit der Bundesfestung als solche nichts zu tun. Allerdings dienen als Fundamente ehemalige Pulvermagazine der Festungsanlage. Verena Schühly
Erbaut zum Schutz gegen die Franzosen
Geschichte Die Bundesfestung Ulm war – neben Landau, Luxemburg, Mainz und Rastatt – eine von fünf Bundesfestungen und Europas größte Festungsanlage, mit der sich der Deutsche Bund im 19. Jahrhundert gegen Angriffe der Franzosen schützen wollte.
Bauwerk Fertiggestellt wurde das Ulmer Festungsensemble 1859. Die polygonalen Umwallung war rund neun Kilometer lang, reichte von Ulm über die Donau nach Neu- Ulm und war die größte Befestigungsanlage des 19. Jahrhunderts. Sie umfasst 46 Bauwerke.
Zeitrahmen Die Anlage hat Moritz Karl Ernst von Prittwitz und Gaffron von 1842 bis 1859 entworfen, unter seiner Leitung wurde sie auch erbaut von bis zu 10 000 Arbeitern. Die Bauleitung auf bayerischer Seite hatte erst Friedrich Herdegen und nach dessen Tod im Dezember 1843 Major Theodor Ritter von Hildebrandt inne. In Friedenszeiten sollte die Festung 5000 Soldaten des Bundesheers beherbergen, im Ernstfall sollten es bis zu 20 000 Soldaten sein. Die Baukosten betrugen rund 16,5 Millionen Gulden.