SWU.. der "Glasbau" ist in die Jahre gekommen...
12. Juli 2019
Abriss oder Sanierung...
Lesen SIE bitte die SWP...
weitere Untersuchungen sind nötig...
Ein Palast macht Sorgen
Bauen Die frühere Stadtwerke-Zentrale mit der Glasfassade ist ein markantes Gebäude. Doch die Frage der Sanierung und künftigen Nutzung ist heikel. Von Magdi Aboul-Kheir
s ist eines der markantesten Gebäude Ulms: der Glaspalast der Stadtwerke. Wer über die Ludwig-Erhard-Brücke in die Stadt fährt, dessen Blick fällt wohl als erstes aufs Münster – und gleich danach auf den Komplex mit der auffälligen Fassade. Die Zentrale der Stadtwerke ist vor gut drei Jahren in den Neubau Karlstraße 3, K3 genannt, umgezogen. Doch was passiert nun mit dem Glaspalast? Wird sich die SWU zu einer wohl enorm aufwendigen Sanierung durchringen? Ist ein Abriss eine Alternative? Was sagt der Denkmalschutz?
Von Fred Hochstrasser und Hans Bleiker entworfene Gebäude wurde 1978 an der Kreuzung Neutor-/Karlstraße als Stadtwerke-Hauptsitz mit Werkstätten, Lager, Büros fertiggestellt, gut 24 Millionen Mark kostete der Bau seinerzeit. Mehrfach preisgekrönt, war er dank seiner zweischaligen Abluftfassade mit Wärmerückgewinnung damals ein Unikum. „Ein bedeutender Bau, weil planerisch etwas gewagt wurde in einer Zeit, in der man dazu sonst wenig Mut hatte“, sagt der Ulmer Architekt Adrian Hochstrasser. Er ist der Sohn des 2013 verstorbenen Fred Hochstrasser.
Das GebäudeAdrian Hochstrasser
ist ästhetisch
zeitlos.
Architekt
„Haltungsbildend und ästhetisch zeitlos“, nennt Adrian Hochstrasser den Glaspalast. Nicht nur sei die Doppelverglasung seiner Zeit energetisch weit voraus gewesen. Auch wie in dem Haus gute Arbeitsplätze geschaffen wurden, sei angesichts der schwierigen Umgebung – man denke nur an den Lärm durch Bahn und stark befahrene Straßen – eine Leistung. Von den enormen Niveauunterschieden des Grundstücks nicht zu reden.
Doch nun geht es um die Zukunft des Glaspalasts: von Fragen des Brandschutzes bis zur sinnvollen Nutzung des großen Platzangebots. Die Stadtwerke halten sich noch ziemlich bedeckt. „Nach vier Jahrzehnten intensiver Nutzung zeigt sich, dass das Gebäude sanierungsbedürftig ist. Das ist nichts Ungewöhnliches und betrifft viele Gebäude aus dieser Zeit“, teilt SWU-Pressesprecher Bernd Jünke auf Anfrage mit. Auf den neuesten Stand zu bringen seien unter anderem die Gebäude-Leittechnik, der Komplex Heizung-Lüftung-Sanitär und die Elektroinstallationen. Nicht zu vergessen die völlig veraltete Informations- und Kommunikationstechnik – da müsse ein Neukonzept her.
Von den rund 26 000 Quadratmetern Gesamtnutzfläche des Glaspalasts werden derzeit etwa noch drei Viertel genutzt. Die Stadtwerke haben in den letzten Jahren die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Werkstätten weiterbetreiben zu können, teilt Jünke mit. Die Büroarbeitsplätze hingegen wurden zum größten Teil ausgelagert und verteilt auf den gleich gegenüber liegenden Neubau und den SWU-Standtort in der Weststadt.
Nach Ansicht von Adrian Hochstrasser wäre es angemessen, wenn er beratend in eine Sanierung des Gebäudes eingebunden würde. Nicht zuletzt, weil er die Urheberrechte an dem Bau hält: Sein Vater hat sie ihm vererbt, dessen Kompagnon Hans Bleiker hat ihm seine abgetreten. Es geht Hochstrasser um die „Identität“ des Gebäudes.
„Sanierung und künftige Nutzung des Glasbaus sind ein Baustein, der im Rahmen eines umfassenden Immobilienkonzepts betrachtet werden wird“, teilt SWU-Pressesprecher Jünke mit. Die Stadtwerke gingen der Frage nach, wie die auf mehrere Standorte verteilten SWU-Immobilien so ausgebaut oder ertüchtigt werden können, dass der Betrieb wirtschaftlich und nachhaltig ist und sich die Arbeitsabläufe flüssig gestalten. Das hinge auch davon ab, wie sich die einzelnen Stadtwerke-Geschäftsfelder und Fachbereiche auf dem Markt entwickeln, wie viel Raum und welche Infrastruktur sie benötigen.
Das Immobilienkonzept soll bis Ende 2019 stehen und dem Aufsichtsrat zur Entscheidung unterbreitet werden. Erst dann könne die SWU „konkrete, inhaltlich fundierte Aussagen zu Detailfragen“ treffen. Im Rahmen einer umfassenden Bewertung aller SWU-Gebäude werde auch jeweils die Option Vollsanierung oder Abriss des Glaspalasts geprüft, sagt Jünke. „Damit sind allerdings noch keine Abrissentscheidungen getroffen.“
Dabei gilt zu bedenken, dass bei einem Abriss auch die Frage nach Altlasten im Raum stünde: Auf dem Gelände war bis 1964 das Ulmer Gaswerk in Betrieb, und der 13 250 Quadratmeter große Grund kann damals gar nicht nach heutigen Maßstäben von Altlasten befreit worden sein.
Kommentar
Die Denkmalbehörde hat schon geprüft
Ortstermin Auch der Denkmalschutz hat sich schon mit dem Glaspalast der Stadtwerke befasst. Im April 2017 fand dazu ein Ortstermin mit Innenbesichtigung statt. Wie das Landesdenkmalamt mitteilt, vertritt es nach Auswertung der Unterlagen und nach Einordnung des Gebäudes in das Baugeschehen seiner Zeit die Auffassung, dass das Gebäude „die im Denkmalschutzgesetz festgelegten Kriterien für eine Einstufung als Kulturdenkmal nicht erfüllt“.